Mittwoch, 18. März 2015

Southland Conference Championships

Conference


So, es ist nun schon 3 Wochen her. Die Southland Indoor Conference Championships waren ein auf und ab der Gefühle.
Die mir aufgetragenen Disziplinen waren die DMR (Distance Medley Relay) sowie die 3000m.
Am ersten Tag der Wettkämpfe hatte ich die ehrenvolle Aufgabe unsere DMR Staffel ins Ziel zu führen als Schlussläufer.
Als ich am Morgen des 16. Februar aufwachte hatte ich gemischte Gefühle im Bauch. Auf der einen Seite wusste ich „mein Schlussspurt ist gut“ „Ich habe Erfahrung als Schlussläufer“ und „Meine Meilen Bestzeit ist die 8. Beste der Conference im Moment“. Jedoch stand auf der anderen Seite dieses riesen Fragezeichen „Wie stark sind die mir noch nicht vertrauten Konkurrenten?“ und vor allem der Druck. Da wir als aller letzte Event für den Tag gesetzt sind, werden alle Augen auf uns gerichtet sein. Besonders ich als Schlussläufer werde die volle Aufmerksamkeit meiner Universität erhalten. Ich sagte mir immer wieder „Du magst diesen Druck, nutz ihn zu deinem Vorteil“.
Ich frühstückte zusammen mit meinen Staffelpartnern, Markus und Brant. Sie empfanden dieselben Gefühle als ich. Danach ging es auch schon los zum Crossplex, der Austragungsstätte der Conference. Um mich mental vorzubereiten, versuche ich am Tag der wichtigen Meisterschaften alles abzuschalten und die Musik auf zu drehen. Jedoch ist es schwierig die Konzentration von 12Uhr bis 21:30Uhr aufrecht zu erhalten. Somit beschloss ich mich komplett locker zu verhalten und ein bisschen Spaß zu haben in den ersten Stunden. Was mir überraschender Weise, trotz der lauten- und wettkampfartigen Atmosphäre, gelang. Ich konnte sogar ein wenig auf der Tribüne schlafen.
Um circa 20Uhr begann ich nun mit meiner High-Konzentration Phase. Ich blendete alles um mich herum aus, steckte meine Kopfhörer ein und ließ mich von motivierenden Songs beschallen. In diesen Momenten gehe ich immer sehr tief in mein inneres und spiele den erhofften Rennverlauf mehrere Male vor meinem inneren Auge ab.
Dieses Mal erschien folgender Rennverlauf in meinem Kopf:
Ich bekomme den Staffelstab. Vor mir eine Gruppe von 4 Läufern. Die Lücke beträgt 10m, Ich schließe sie in der ersten von 8 Runden. Nach 4 Runden löst sich Sam Stabler, der unschlagbare Favorit der Lamar University. Meine Uni steht an der Seite, alle schreien meinen Namen. Die Atmosphäre wird hitziger und hitziger. Wir nähern uns der letzten Runde. Alle meine Teamkollegen springen von den Sitzen auf und schreien so laut sie können. Diese Arena Atmosphäre aktiviert einen extremen Adrenalin Schub in mir. Ich eröffne den Sprint auf den letzten 200m. Getragen von den Anfeurungsrufen meiner University, aktiviere ich ungeahnte Kräfte und ziehe unschlagbar von der Gruppe weg und sichere den unglaublichen 2. Platz für die UCA. Überwältigt von den Gefühlen breche ich im Ziel glücklich und erschöpft zusammen.
Peng! Zurück in der Realität, der Startschuss. Markus in der vorderen Gruppe. Er hält sich dort überragend und übergibt den Stab in der Spitzengruppe nach 3:05min über die 1200m. Es war eine 5-köpfige Gruppe. Unser 400m Läufer kam näher und näher an die führenden. Es läuft überragend für uns in diesem Moment. Dann passiert es, die letzte Kurve, Trevond (400m Läufer) holt aus zum Angriff. Auf Bahn 3 rennend überholt er den vor ihm liegenden und greift die 2 führenden an. Plötzlich schert einer der Läufer aus, genau in Trevond. Beide stürzen bei einer extrem hohen Geschwindigkeit. Sie verlieren den Stab, Trevond wirkte für ein paar Sekunden wie paralysiert und wusste nicht was gerade passiert war. Doch im nächsten Moment hatte er sich schon aufgerafft, griff den zu Boden gefallenen Staffelstab und setzte das Rennen fort. Damit verloren wir 8 Sekunden und den Anschluss an die Spitzengruppe. Meine Pechsträhne in der DMR setzt sich somit weiter fort. Aber von diesem Rückstand ließen wir uns nicht verunsichern „Wir machen das beste aus der Situation“ war das Motto.
Als nächstes übernahm Brant den Stab und versuchte so gut er konnte einen Anschluss wieder herzustellen. Da er aber nur 800m zu laufen hatte und bereits die Vorläufe der Meile in den Beinen hatte, konnte er die Lücke nicht schließen.
Somit stand ich als nächster an der Linie, voller Motivation und Konzentration. Mir war bewusst ich kann nicht auf Teufel komm raus direkt zu Beginn versuchen die Lücke, die schon 100m betrug, zu schließen.
Brant übergibt mir den Staffelstab auf Position 6 liegend. Eine 3er Gruppe liegt 120m vor mir sowie eine 2er Gruppe in etwa 30m Entfernung.  Ich versuche direkt die erste kleine Lücke zu schließen. Da sehe ich Coach an der Seite stehen und schreien „RELAX, RELAX“, daraufhin drosselte ich die Geschwindigkeit minimal. Nach 500m war die erste Lücke dann auch geschlossen. Doch daraufhin löste sich einer der beiden aus der Gruppe. Ich dachte kurz nach „Soll ich folgen und eine extrem langsame letzte Runde riskieren“ oder „Soll ich mit dem anderen Läufer bleiben und versuchen ihn auszuspurten und den 5. Platz sichern.“  Da die Führenden 100m von uns entfernt waren und es auch nur noch 1000m zu laufen waren, beschloss ich mit dem Läufer in der Gruppe zu bleiben.
Nach 800m merkte ich das der vor mir laufende Athlet langsamer wurde, somit blies ich zur Attacke. In dem Moment wo ich aushole um zu überholen, beschleunigt er überraschend. Ich schere wieder hinter ihm ein. Doch dann wird er wieder langsamer! Wiederum schere ich aus und wiederum kontert er. Das ganze wiederholte sich noch 4 weitere Male bis zur 1200m Marke. Dann hatte ich genug davon, erhöhte die Geschwindigkeit enorm und schoss an ihm vorbei. Mit aller Kraft schaffte ich es ENDLICH mich von ihm zu lösen. Der Rest des Rennens verlief ohne weitere Action. Ich brachte unsere Staffel ins Ziel auf einem halbwegs zufriedenstellenden 5.Platz. Was mich und vermutlich jeden unserer Uni ärgerte war der 8 Sekunden Zeitverlust. Wenn unser 400m Läufer nicht gestürzt wäre, dann wäre ich genau in der Gruppe gewesen die Platz 2 unter sich aus sprinteten. Platz 1 war unerreichbar da Lamar´s Schlussläufer eine Meile unter 4min. laufen kann. Was ihn unschlagbar macht.
Fazit des Tages, wir haben das Beste aus der Situation gemacht. Ein bitterer Beigeschmack bleibt dennoch.
Doch nun heißt es erst mal schnell zurück ins Hotel und ausruhen. Morgen stehen die 3000m an!



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